Geschäftsführung ohne Zahlen gleicht einem Blindflug

Viele Menschen können mit Zahlen nichts anfangen und fällen Entscheidungen somit so gut wie nie zahlenbasiert. Für ein Unternehmen kann das fatale Folgen haben, weshalb eine gute Unternehmerin ihre Zahlen jederzeit kennen sollte. Bereits vor Beginn einer Beratung fragen wir die wichtigsten Zahlen zum Unternehmen ab und sind immer wieder erstaunt, wie selten wir eine belastbare Aussage erhalten. Wer sein Unternehmen ohne Zahlen führt, der hat Unternehmertum jedoch nicht verstanden.

 

Unkenntnis der eigenen Zahlen

Buchungssätze, mathematische Graphen und Excellisten sind für viele Menschen ein Alptraum. Wenn es gut läuft, gucken sie einmal im Monat auf die BWA, die sie aus der Buchhaltung oder von der Steuerberatungskanzlei erhalten und haben so zumindest ihren Umsatz vor Augen. Bei jeder größeren Investitionsentscheidung ist aber meist das Bauchgefühl ausschlaggebend und hohe Investitionen werden nur beschlossen, wenn das Konto eine sehr hohe Zahl aufweist. Im privaten Bereich ist ein derartiges Verhalten der Lebensstil von über 60% der Bevölkerung.

 

Unternehmerischer Blindflug

Im privaten Kontext entstehen so selten Probleme. Im Unternehmen ist dieses Vorgehen aber aus zwei Gründen kritisch. Zum einen habt ihr wesentlich höhere Kapitalbewegungen als im privaten Bereich (also kann auch ein subjektiv hoher Kontostand täuschen) und zum anderen verschenkt ihr viel Potenzial, wenn ihr nicht mit euren Finanzen arbeitet. Aber nicht nur Finanzkennzahlen sind wichtig. Umsatz, EBIT und Nettoliquidität sind für die meisten Unternehmerinnen immerhin ein Begriff. KPIs für weitere Unternehmensteile existieren aber überwiegend nicht. Das heißt, ihr wisst erst dass ihr ein Problem habt, wenn es da ist. Ihr habt keine zahlenbasierten Frühindikatoren und befindet euch mehr oder weniger in einem Blindflug.

 

Frühwarnsystem Zahlen

Probleme im kommenden Umsatz lassen sich hervorragend aus Auftragseingangswerten ableiten. Probleme im Auftragseingang kann man meist vorzeitig durch die Anzahl von Leadeingängen (Kundenanfragen) erkennen. Rückläufige Leadeingänge kann man oft durch sinkende Öffentlichkeitsauftritte (Social Media Posts, Podcastfolgen, Messeauftritte) prognostizieren. Ohne KPIs für diesen Bereich bemerkt ihr das Problem erst, wenn der Auftragseingang wegbricht (oder schlimmstenfalls sogar erst bei Umsatzeinbußen). Ich kann mit entsprechenden KPIs dagegen das Problem Monate vor euch erkennen und so frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Wenn ihr Maßnahmen einleitet, müssen diese erst wirken und so vergeht weitere Zeit. Ich habe also einen Wettbewerbsvorteil von mindestens 6 Monaten. Wenn ihr systematisch einen solchen Nachteil in Kauf nehmt, handelt ihr im Unternehmenssinne grob fahrlässig und entgegen jeglichem Verständnis von Geschäftsführung.

 

Festlegung von KPI-Werten

Ihr solltet pro Bereich im Unternehmen 2-3 KPIs identifizieren und fest installieren. Dazu gehören immer folgende Gedanken:

  • Was will ich wissen?
  • Welche Zahl kann mir diese Aussage liefern?
  • Wird diese Zahl durch andere Effekte verfälscht?
  • Welchen Wert sollte diese Zahl haben?
  • Wer trackt diese Zahl bzw. welches System?
  • Wie monitore ich diese Zahl?
  • Was passiert bei Abweichungen? (Maßnahmen und Kommunikation)

 

Zahlen, die ihr nicht auswertet bzw. mit denen ihr nicht arbeitet, sind Unsinn und sogar schlimmer, als gar keine zu haben. Ihr bindet Arbeitskapazitäten für Blindleistung. Streicht also konsequent Zahlen, die euch nicht weiterhelfen oder die sich als unnötig erwiesen haben.

In diesem Sinne alles Gute,
euer Julian Groneberg
CEO der Groneberg Consulting GmbH


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